Alle Eltern kennen das tägliche Drama im Badezimmer, wenn die Kinder Zähne putzen sollen – oder geputzt bekommen. Doch mit der richtigen Einstellung, Ritualen sowie kreativen Tipps und Tricks gelingt die frühkindliche Zahnputzpflege: ein Grundstein für gesunde Zähne bis in hohe Alter.
So macht Kindern Zähneputzen Spaß: Tipps und Tricks für Eltern
Es gibt unterschiedliche Gründe, warum Zähneputzen nicht zu den Lieblingsbeschäftigungen von Kindern und Jugendlichen gehört. Es lohnt sich, jeweils individuell hinzuschauen und die Gründe für das eigene Kind herauszufinden, da damit oft schon die Lösung einhergeht. Hier ein paar weitverbreitete Gründe:
Beim Baby und Kleinkind
Oft schmerzt das Zahnfleisch, wenn der Zahndurchbruch bevorsteht. Eine Zahnbürste kann da eine zusätzliche und unangenehme Reizung bedeuten.
Tipp: Nehmen Sie eine supersofte, altersgerechte Kleinkinder-Zahnbürste.
Kinder in der „Trotzphase“
Ein ständiges und vehementes „Nein“ bedeutet in der Regel „das will ich selbst bestimmen“. Das Kind entwickelt jetzt eine eigene Haltung und möchte als eigenständiges Wesen ernst genommen werden.
Tipp: Lassen Sie Ihr Kind rund um das Zähneputzen so viel wie möglich selbst bestimmen (siehe „Tipps und Tricks“ unten).
Bei älteren Kindern und Jugendlichen
Alles Mögliche ist gerade wichtiger als das lästige Zähneputzen.
Tipp: Hier kommt man meistens mit Vernunft, Erklärungen und regelmäßigem Erinnern weiter.
16 Tipps und Tricks, die das Zähneputzen erleichtern
Man kann es nicht oft genug betonen: Regelmäßige Zahnpflege ist lebenswichtig für die Zahngesundheit. Das beginnt schon bei den Milchzähnen. Nun gibt es zahlreiche Möglichkeiten, die ernste tägliche Putzpflicht mit ein bisschen Spaß und Unterhaltung zu verbinden. Je nach Kind und Alter können unterschiedliche Dinge helfen. Probieren Sie einfach ein bisschen aus, was zu Ihrem Kind am besten passt.
Generell gilt: Mit gutem Beispiel vorangehen. Häufig stehen Eltern früher auf, gehen später ins Bett und putzen dementsprechend ihre Zähne nicht im Beisein der Kinder. Kinder lernen nun mal aber am besten durch Nachahmung. Warum sollten sie also ihre Zähne putzen, wenn sie das nicht bei ihren Eltern sehen? Also: Am besten ein gemeinsames Ritual entwickeln.
Putzen Sie sich doch mal gegenseitig die Zähne. Kleine Kinder können unglaublichen Spaß daran entwickeln, im Mund der Eltern ihr neu erworbenes Wissen anzuwenden. Gleiches Recht für alle.
In der Trotzphase: Lassen Sie Ihr Kind so viel wie möglich selbst bestimmen. Zum Beispiel die Auswahl der Zahnbürste und Zahnpasta (sofern sie kindgerecht sind). Dann den Ort, wo die Zähne geputzt werden sollen. Der kann sich auch täglich ändern. Hauptsache, es wird überhaupt geputzt.
Generell gilt: Zwang hilft nie.
Der drogerie markt-Gründer, Götz Werner, hat mal gesagt: „Im Leben braucht man keinen Druck, sondern Sog. Ich selbst bin Vater von sieben Kindern – die reagierten alle nur auf Sog.“
Spielerisch an das Zähneputzen herangehen. Es gibt eigene Zahnputzlieder und -reime oder die Geschichte von Karius und Baktus. Oder möglicherweise eigene erfundene, coole Geschichten, vielleicht über die Abenteuer der Zahnbürste im Mund und was sie alles an interessanten Essensresten vom Mittag findet. Also: Lassen Sie die Zahnbürste sprechen!
Manchmal hilft es, wenn der andere Elternteil putzt, und nicht derjenige, der sowieso schon die meisten Alltagsaufgeben übernimmt.
Ein eigener Spiegel und Waschtisch in Kinderhöhe können bei Zahnputzverweigerern zu mehr Selbstverantwortung führen.
Den meisten Kindern macht eine elektrische Kinderzahnbürste mehr Spaß als das rein mechanische, manuelle Putzen.
Generell hilft kleinen und großen Kindern, genauso wie Jugendlichen, eine Zahnputzuhr. Sonst besteht die Gefahr, dass das Putzen immer und immer kürzer erfolgt.
Je größer die Kinder, desto mehr Verständnis entwickeln sie für Zusammenhänge. Jetzt kann es sinnvoll sein, Bücher zum Thema zu lesen und die Thematik ausführlicher zu erklären.
Manchmal ist es einfach der falsche Zeitpunkt, weil das Kind noch in einer anderen Welt oder im Spiel steckt. Akzeptieren Sie es und kündigen Sie einfach an, dass in einer halben Stunde die Zähne geputzt werden.
Wenn gar nichts zu helfen scheint, darf ausnahmsweise vielleicht ein Kinder-Youtube-Video auf dem Handy zum Einsatz kommen.
Wichtig: Auch wenn gar nichts hilft: locker bleiben. Die Welt wird nicht untergehen, wenn man ausnahmsweise mal ohne Zähneputzen ins Bett geht. Kreativ bleiben. Vielleicht beim nächsten Süßigkeiten-Einkauf die Sorge um die Zähne formulieren. Wenn-dann-Sätze führen oft den Konflikt weiter, daher besser: Empathisch bleiben und sagen, was einem selbst wichtig ist.
Bei manchen Kindern helfen auch positive Anreize wie Zahnputzheftchen mit kleinen Stickern, die täglich eingeklebt werden.
Bei Jugendlichen geht man das Thema eher rational an. Niemand möchte durch schlechten Mundgeruch auffallen, sondern lieber mit weißen Zähnen glänzen.
Die halbjährliche Zahnvorsorge ist für viele Kinder und Jugendliche eine große Motivation. Zahnputztipps und die richtige Pflegetechnik werden oft von einer Fachperson eher akzeptiert als von den eigenen Eltern.
In der Apotheke gibt es Färbetabletten, die die Belege auf den Zähnen sichtbar machen. Oft merken Kinder und Jugendliche dadurch sehr deutlich, dass sie gründlicher putzen müssen.
Warum ist Zähneputzen schon für Babys und Kleinkinder wichtig?
Der Zahnschmelz ist die härteste Substanz des menschlichen Körpers. Der Zahnschmelz der Milchzähne ist jedoch nur halb so dick wie bei den bleibenden Zähnen. Auch sein Mineralstoffgehalt fällt deutlich geringer aus als beim Schmelz der bleibenden Zähne. Das erklärt, warum die Milchzähne viel anfälliger für Karies sind als ihre Nachfolger und deswegen auch besonderer Pflege bedürfen.
Alarmierend: Mehr als die Hälfte der Zehnjährigen (54 Prozent) wird laut Barmer-Zahnreport 2020 wegen Karies an den Milchzähnen behandelt. Ein Drittel der Zwölfjährigen in Deutschland hat bereits Karies im bleibenden Gebiss.
Ab wann soll mit dem Zähneputzen begonnen werden?
Kurz gesagt: ab dem ersten Zahn. Manche Zahnärzte empfehlen sogar schon davor mit einem weichen Fingerling aus Gummi sanft über das Zahnfleisch zu massieren. Bei den ersten Zähnen reicht ein abendliches Putzen vor dem Schlafengehen. Kinder müssen das Zähneputzen richtig erlernen und von Anfang an von den Eltern dabei begleitet werden.
Ab wann soll zweimal täglich geputzt werden?
Wichtig ist es, einmal täglich gründlich zu putzen und allmählich das zweite und dritte Putzen in den Alltag zu integrieren. Ab spätestens zwei Jahren sollte schon zweimal täglich geputzt werden.
Ab wann dreimal täglich?
Einfache Regel: ab drei Jahren möglichst dreimal täglich.
In welchem Alter kommen die ersten Milchzähne?
In der Regel um den sechsten Monat herum. Allerdings ist der Zahnentwicklungsprozess so individuell wie das Kind. Es gibt tatsächlich Kinder, die kommen schon mit einem Zahn zur Welt, und andere, die erst mit acht, neun Monaten zahnen.
In welchem Alter kommen die bleibenden Zähne?
Ungefähr mit dem sechsten Lebensjahr bricht – oft unbemerkt, da kein Milchzahn ausfällt – der erste bleibende Backenzahn durch. Der eigentliche Zahnwechsel geschieht im folgenden Jahr. Nach und nach lösen sich die Milchzahnwurzeln auf, die Milchzähne fallen aus und werden durch ihre Nachfolger ersetzt.
Im Alter von elf bis dreizehn Jahren ist der Zahnwechsel vollzogen und im Anschluss brechen noch die zweiten Backenzähne durch, bevor die Weisheitszähne sich (sofern sie angelegt sind) im Erwachsenenalter zeigen. Bis der letzte bleibende Zahn durchgebrochen ist, können so mehr als zwei Jahrzehnte vergehen.
Der genaue Zeitpunkt des Zahndurchbruchs und auch die Reihenfolge, in der die Zähne durchbrechen, können individuell sehr unterschiedlich sein. Weder ein verspätetes Zahnen bei Kleinkindern noch eine ungewöhnliche Reihenfolge beim Zahndurchbruch sind Grund zur Sorge.
Achtung Jugendliche: Das Robert Koch-Institut hat in einem Gesundheitsmonitoring herausgefunden, dass sich ein knappes Viertel der Kinder und Jugendlichen zu selten die Zähne putzt. Bei den 11- bis 17-Jährigen, also in einem Zeitraum, in dem die Eltern im Badezimmer außen vor bleiben, steigt der Anteil der Kinder und Jugendlichen mit ungenügender Mundhygiene weiter an.
Wie lange sollen Eltern „nachputzen“?
Bis die Kinder etwa acht Jahre alt sind, sollten die Eltern nach dem Zähneputzen noch mal kontrollieren und auch nachputzen. Ein eigenständiges Putzen kann frühestens im Schulalter erwartet werden. Bis dahin (und oft auch darüber hinaus) kommt den Eltern eine zentrale Rolle bei der Mundhygiene ihrer Kinder zu.
Diese Faktoren beeinflussen die Zahn- und Mundgesundheit positiv:
» regelmäßiges, gründliches Putzen
» fluoridhaltige Zahnpasta oder eine ausreichende Versorgung mit Fluorid
» die richtige Ernährung
» regelmäßige Kontrolluntersuchungen
Gut zu wissen: Gehen Sie frühzeitig und regelmäßig mit Ihrem Kind zu den zahnärztlichen Kontrolluntersuchungen. Nicht nur verliert der Zahnarztbesuch so seinen Schrecken, auch frühkindliche Karies und andere Unregelmäßigkeiten können so bereits im Frühstadium ohne großen Aufwand behoben werden.
Welche Folgen kann mangelnde Zahnhygiene haben?
Eine zuckerreiche Ernährung in Kombination mit mangelnder Mundhygiene führt fast immer zu einer schleichenden Demineralisierung an der Zahnoberfläche und zum sukzessiven Abbau der Zahnsubstanz. Zu viel Zucker fördert das kariogene Bakterienwachstum, und gemeinsam mit Nahrungsresten bilden sich daraus Plaque (der weiche Zahnbelag) und Zahnstein, meistens zunächst an schwer zugänglichen Zahnzwischenräumen und am Zahnhals.
Karies kann im Anfangsstadium lange unbemerkt bleiben: Nur wer genau hinschaut, entdeckt kreideweiße Flecken oder dunkle Verfärbungen. Da sich im Zahnschmelz keine Nerven befinden, hat man zu diesem Zeitpunkt noch keine Schmerzen. Erst später entsteht eine kariöse Läsion, ein dunkles Loch, das sich immer weiter ausbreitet. Wenn der Zahnschmelz dann durchbrochen ist, treten Schmerzen auf. Ohne Behandlung setzt sich die Karies immer weiter fort und kann zu einer Zahnmark- oder Zahnwurzelentzündung (Pulpitis), einer Entzündung des Zahnhalteapparats (Parodontitis) und schließlich zum Zahnverlust führen.
Lohnt sich eine eigene Zahnzusatzversicherung für Kinder?
Ab einem Alter von drei Jahren ist eine Zahnzusatzversicherung für Ihr Kind sinnvoll. Dann ist das Milchzahngebiss vollständig entwickelt, und ab diesem Zeitpunkt könnten die ersten Behandlungen anstehen. Leistungen wie zum Beispiel Zahnersatz, kieferorthopädische Behandlungen oder eine routinemäßige Zahnprophylaxe sind oft mit hohen Kosten verbunden. Eine Zahnzusatzversicherung schützt Sie vor diesen zusätzlichen Zahnarztkosten, die Ihre gesetzliche Krankenversicherung nicht übernimmt.
Weitere hilfreiche Tipps, damit der nächste Zahnarztbesuch so angenehm wie möglich wird, finden Sie im Ratgeber-Artikel über das Thema: Wie man Kindern die Angst vor dem Zahnarzt nimmt.
Stand: 02.05.2022. Alle Angaben ohne Gewähr.