Was ist ein Wesenstest für Hunde? Wie läuft er ab? Wer führt ihn durch? Welcher Vierbeiner muss diesen absolvieren? Und was können die Folgen einer solchen Prüfung sein? Wir beantworten alle wichtigen Fragen rund um dieses Thema.
Wesenstest für Hunde: Wichtige Infos, wie er abläuft und was er kostet
Was ist ein Wesenstest für Hunde?
Darunter versteht man eine Untersuchung, die das Gefahrenpotenzial eines Hundes bestimmen soll. Sachverständige überprüfen mithilfe eines solchen Tests das Verhalten in stressbedingten, alltäglichen Situationen und das allgemeine Hundeverhalten. Ziel des Wesenstests ist das Erkennen übersteigerter aggressiver Reaktionen des Hundes, die sich in gefährlicher Weise auf Tier und Mensch auswirken können.
In welche Zuständigkeit fällt der Wesenstest?
Welche Rassen einen Wesenstest absolvieren müssen, wird von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich festgelegt ¬– denn der Wesenstest für Hunde ist wie Bildung, Polizei oder Kultur Ländersache. Detaillierte Informationen dazu finden Sie in der Hundeverordnung beziehungsweise dem Hundegesetz Ihres zuständigen Bundeslandes.
Wer ist für die Durchführung des Wesenstests verantwortlich?
Der Halter des Hundes ist für die Durchführung verantwortlich. Zieht ein Hundebesitzer zum Beispiel in ein anderes Bundesland um, sollte er sich rechtzeitig über die Notwendigkeit des Tests am neuen Wohnort informieren. Denn dieser ist vor dem Umzug zu absolvieren. Wer sich einen Listenhund anschaffen möchte, muss ebenfalls vor dem Einzug des Tieres die Haltung beantragen. Im Rahmen der Beantragung muss er den Wesenstest nachweisen.
Wann ist der Wesenstest notwendig?
Zumeist müssen Tiere einen Verhaltenstest absolvieren, die auf der Kampfhundeliste stehen. Bei diesen auch Listenhunde genannten Tieren geht der Gesetzgeber grundsätzlich davon aus, dass das Tier aufgrund seiner Rasse genetisch bedingt gefährlich ist. In manchen Bundesländern sind Halter eines entsprechenden Vierbeiners verpflichtet, bei diesem jedes zweite Jahr einen Wesenstest durchführen zu lassen. Der Sinn dahinter: Die Behörden können so die Entwicklung eines Tieres nachverfolgen.
Aber auch sogenannte Aggressionshunde müssen oftmals einen Verhaltenstest absolvieren. Diese befinden sich nicht zwangsläufig auf einer Rasseliste, sondern es handelt sich um Hunde, die in der Vergangenheit jemanden gebissen oder verletzt haben, was zu einer Anzeige führte.
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Welche Rassen gehören zu den Listenhunden?
Als Listenhunde gelten jene Tiere, die der Gesetzgeber allein aufgrund ihrer Rasse als gefährlich einstuft. Dabei ist es nicht relevant, ob sich der Hund zu irgendeinem Zeitpunkt auffällig verhalten hat. Jedes der 17 Bundesländer legt selbst fest, welche Vierbeiner als Listenhunde gelten. Das hat dazu geführt, dass unterschiedliche Länderregelungen gelten. Rassen, die sich auf Listen der Länder finden, sind zum Beispiel Bullmastiff, Dogo Argentino, Rottweiler, Mastin Español, Mastiff, Mastino Napoletano, Tosa Inu und Fila Brasileiro.
Einige Länder teilen ihre Rasseliste in zwei Klassen ein, in anderen Bundesländern gibt es eine derartige Unterteilung nicht. Zudem fallen meist auch Kreuzungen mit diesen Rassen unter die Bestimmungen. Übrigens: Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Thüringen führen keine Rassenliste. Es gilt also, sich vor der Anschaffung eines möglichen Listenhundes genau zu informieren.
Wer führt den Wesenstest durch?
Je nach Bundesland sind für den Test das Ordnungsamt, das Veterinäramt oder Tierärzte zuständig. Will ein Arzt einen Wesenstest durchführen, muss er fundiertes Wissen zu allen Aspekten des Hundeverhaltens besitzen und dieses durch Weiterbildungen belegen können. Zudem ist Praxiserfahrung im alltäglichen Umgang mit Hunden notwendig. Die Veterinäre sollten wiederum in der Lage sein, Krankheiten beim Hund schnell zu erkennen und deuten zu können. Denn diese können sich in nicht unerheblichem Umfang auf das Verhalten eines Tieres auswirken.
Wie läuft ein Wesenstest ab?
Selbst der Ablauf des Verhaltenstests ist von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. Zumeist besteht der Test aus einer Befragung des Halters und einem praktischen Teil, im Normalfall am Wohnort des Halters. Dabei testen die Prüfer in alltäglichen Szenarien, wie sich der Hund gegenüber anderen Hunden, Menschen (zum Beispiel ein Jogger) und der Umwelt (ein hupendes Auto) verhält und ob er bestimmte Kommandos befolgt. Eine negative Bewertung erhält ein Tier nur, wenn es eine aggressive Reaktion (zum Beispiel einen Bissversuch) an den Tag legt. In der Regel erfolgt beim Test zudem eine tierärztliche Untersuchung, damit mögliche Erkrankungen als Ursache für aggressives Verhalten ausgeschlossen werden können.
Ab welchem Alter können Hunde den Wesenstest machen?
Überwiegend wird empfohlen, einen Wesenstest erst durchzuführen, wenn der Vierbeiner mindestens 15 Monate alt ist. Häufig ist es gar nicht möglich, den Hund vor dem ersten Lebensjahr zum Test anzumelden. Trotzdem ist in manchen Regionen aber auch ein Wesenstest bei Hunden unter einem Jahr gängig. Ergo: Erkundigen ist unabdingbar.
Was kostet ein Wesenstest?
Die Kosten für einen Wesenstest sind von Bundesland zu Bundesland und von Behörde zu Tierarzt sehr unterschiedlich und liegen zumeist zwischen 80 und 320 Euro.
Wie läuft die Vorbereitung mit meinem Hund auf den Wesenstest?
Hundeschulen und einige auf Verhaltenstherapie spezialisierte Tierärzte bieten Vorbereitungskurse für den Wesenstest an. Geübt werden dabei die Prüfungssituationen des Wesenstests, so dass das Tier diese kennenlernt und diese bis zur Prüfung im Idealfall als normal ansieht. Zudem wird bei der Vorbereitung das Know-how von Frauchen und/oder Herrchen aufgefrischt.
Welche Folgen kann ein Wesenstest haben?
Verläuft der Test für Hund und Halter erfolgreich, bekommt der Halter des Tieres eine Unbedenklichkeitserklärung (Negativgutachten). Diese bestätigt, dass der Vierbeiner keine gesteigerte Aggressivität aufweist. Je nach Region kann ein bestandener Test entweder die Haltung des Hundes legitimieren oder den Besitzer sogar von den speziellen Auflagen befreien, die für Kampfhunde gelten.
Stellt ein Prüfer Auffälligkeiten im Verhalten des Tieres fest, können die Sanktionen – je nach Region – unterschiedlich ausfallen. Der zuständige Amtsveterinär kann zum Beispiel einen Leinenzwang, eine Maulkorbpflicht oder den Besuch einer Hundeschule anordnen. Bei extrem aggressivem Verhalten eines Tieres kann ein Tierarzt den Hund sogar beschlagnahmen. Übrigens: Ein bestandener Wesenstest hat auf die Hundesteuer, die bei gefährlichen Hunden teilweise deutlich höher liegt als bei normalen Hunden, in der Regel keine Auswirkung.
Kann ich mir einen Kampfhund aus dem Ausland besorgen?
Auch hier gilt: sich unbedingt vorher informieren. Bestimmte Hunderassen dürfen nicht nach Deutschland eingeführt werden – welche, das legt das „Gesetz zur Beschränkung des Verbringens oder der Einfuhr gefährlicher Hunde in das Inland“ (HundVerbrEinfG) fest. Derzeit sind folgende Listenhunde (auch Kampfhunde benannt) davon betroffen: Staffordshire Bullterrier, Bullterrier, American Staffordshire Terrier und Pitbull Terrier. Übrigens: Wurden diese vier Rassen mit Hunden anderer Rassen gekreuzt, dürfen auch diese nicht importiert werden.
Ist eine Hundehalter-Haftpflicht für Listenhunde sinnvoll?
Eine Haftpflichtversicherung für Kampf- oder Listenhunde ist – außer in Mecklenburg-Vorpommern – in allen Bundesländern sogar gesetzlich vorgeschrieben. Die Bundesländer Berlin, Hamburg, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen schreiben zudem eine verbindliche Haftpflichtversicherung für alle Hunde vor; also auch für Pudel und Möpse. Das zeigt: Da Besitzer von Hunden grundsätzlich eine Hundehalterhaftpflicht haben und diese bedeutet, dass der Halter eines Hundes nach Artikel 833 BGB dafür haftet, wenn sein Vierbeiner Sach- oder Vermögensschäden verursacht sowie Menschen oder Tiere verletzt, sollte jeder Hundehalter eine Hundehaftpflicht abschließen.
Denn gegenüber einem Geschädigten ist der Hundehalter schadensersatzpflichtig. Die von Ihrem Hund zerkauten Schuhe vor der Wohnung des Nachbarn nebenan können Sie ersetzen, ohne Schulden aufnehmen zu müssen. Doch wenn Ihr Hund zum Beispiel einen Verkehrsunfall verursacht, bei dem noch dazu Menschen zu Schaden kommen, können die Schadensersatzforderungen manchmal im sechsstelligen Bereich liegen. Und wer kann das schon aus der eigenen Tasche bezahlen?
Stand: 01.06.2023. Alle Angaben ohne Gewähr.