Rund 40 Prozent der heute 20-jährigen Männer werden wahrscheinlich bis zum Rentenbeginn berufsunfähig. Dagegen sichert eine Berufsunfähigkeitsversicherung ab, die auch für Studierende, Auszubildende und Berufseinsteiger viele Vorteile bietet. Hier die wichtigsten Tipps.
Berufsunfähigkeitsversicherung: Auch junge Leute sollten sich absichern
Das Drama beginnt im Kleinhirn: Mit Beginn der Pubertät sterben in unserem Gehirn mehrere Milliarden Nervenzellen der Großhirnrinde ab, gleichzeitig durchläuft unser Oberstübchen einen kompletten Wandlungsprozess, an dessen Ende der junge Mensch mit einer runderneuerten Denkzentrale steht. Und die ist in der Regel eines: risikofreudig. Nun muss das nichts Negatives bedeuten, denn „ein bisschen Risiko ist auch eine gute Sache“, erklärt die Neurowissenschaftlerin B. J. Casey von der Yale University in Connecticut in einem Beitrag von „Spektrum der Wissenschaft“. Zudem machen riskante Erfahrungen sicherer im Umgang mit anderen Situationen, sie prägen uns und machen vorsichtiger für das spätere Leben. Dumm nur, wenn das sogenannte Restrisiko überwiegt und man bereits in jungen Jahren gesundheitlich jäh ausgebremst wird. Dabei ist laut einer repräsentativen Studie des Jugendforschers Simon Schnetzer den jungen Leuten in Deutschland zwischen 14 und 39 Jahren gerade die Gesundheit der wichtigste Wert im Leben – noch vor Freiheit, Freundschaft, Gerechtigkeit und Familie.
Was erwarten jüngere Menschen unter 40 vom Leben? Welche Ziele haben sie, was ist ihnen dabei besonders wichtig? Seit 2010 befragt Jugendforscher Simon Schnetzer die Generationen Y (Jahrgänge 1980 bis 1994) und Z (Jahrgänge 1995 bis 2010). Es geht um Wünsche, Ängste, Hoffnungen – und elementare Bedürfnisse.
„Ich tauche per Fahrrad und Couchsurfing in junge Lebenswelten ein, mache Trends durch Storytelling greifbar und entwickele in gemeinsamen Workshops Lösungen für die Herausforderungen der Zukunft“, beschreibt Simon Schnetzer seine Arbeit, die ihm bereits großes Ansehen bei Jugendorganisationen, Politikern und Medien eingebracht hat.
Hier die meistgenannten Antworten auf Fragen, die Simon Schnetzer für seine Studie „Junge Deutsche 2019“ gestellt hat:
Was bedeutet Gesundheit für mich?
» Keine Einschränkungen – alles tun können
» Wenn Körper und Geist sich richtig gut anfühlen
» Keine Schmerzen und guter Schlaf
Das tue ich dafür:
» Sport, Fitness, Bewegung: Generation Y 63 %, Generation Z 65 %
» Gut schlafen: Generation Y 60 %, Generation Z 61 %
» Entspannen, Chillen, Yoga Generation: Y 45 %, Generation Z 51 %
Welche Erwartungen habe ich …
» … an die Krankenkasse? Dass sie immer da ist / mehr Vorsorge / Motivation für gesünderen Lebenswandel
» … an den Arbeitgeber? Gesunder Arbeitsplatz / Präventionsangebote (Sport, Burnout, Ernährung) / Vermeidung von Gefahren
Zufrieden mit der eigenen Gesundheit?
» Ja: körperlich 70 %, psychisch 68 %
FAZIT: „Der mit Abstand wichtigste Wert für die Generationen Y und Z ist die Gesundheit. Es geht um ein Leben ohne Einschränkungen, bei dem sich Körper und Geist gut anfühlen“, fasst Jugendforscher Simon Schnetzer die Ergebnisse zusammen.
Berufsunfähig? Ich bin doch noch jung und fit!
Statistiken zeigen: Das Risiko, bis zum Rentenbeginn berufsunfähig zu werden, liegt bei einem heute 20-jährigen Mann bei rund 40 Prozent, bei Frauen liegt die Wahrscheinlichkeit, nicht mehr arbeiten zu können, knapp darunter. „Etwa ein Drittel der meldepflichtigen Arbeitsunfälle ereignet sich bei Versicherten, die weniger als 30 Jahre alt sind“, berichtet die Bundesärztekammer in einer ihrer Veröffentlichungen über das Unfall- und Verletzungsgeschehen in Deutschland. Eine Berufsunfähigkeitsversicherung, auch kurz BU-Versicherung genannt, bietet hier optimalen Schutz für den Fall des Verlustes der eigenen Arbeitskraft – und damit eines Großteils des Einkommens.
Im Durchschnitt sind Berufstätige, die durch Krankheit oder Unfall berufsunfähig werden, zwischen 47 und 48 Jahre alt, wie der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) in einer Umfrage herausfand. Im Fall von Sport- oder Verkehrsunfällen sinkt das Durchschnittsalter, in dem Versicherte berufsunfähig werden, schon auf durchschnittlich 40 Jahre. Männer würden laut Studie sogar dreimal häufiger infolge eines Unfalls berufsunfähig als Frauen. „Berufsunfähigkeit trifft keineswegs nur ältere Erwerbstätige. Umso wichtiger ist es, sich frühzeitig gegen das Risiko abzusichern. Zumal der Versicherungsschutz in jungen Jahren auch wesentlich günstiger zu bekommen ist“, sagt dementsprechend Peter Schwark, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. .
Was habe ich schon zu verlieren? Rund 1 Mio. € – oder auch mehr.
Dabei ist den meisten Menschen oft nicht bewusst, welchen Wert ihre Arbeitskraft im Laufe eines Lebens hat – und was sie im Fall einer Berufsunfähigkeit zu verlieren haben. Ein Beispiel: Ein 25-jähriger Arbeitnehmer mit einem Jahreseinkommen von 30.000 Euro erwirtschaftet bis zum Rentenalter mit 67 rund 1,26 Millionen Euro – ohne Gehaltserhöhung oder Zulagen aufgrund von Erfahrung oder längerer Betriebszugehörigkeit. Es stehen also nicht nur die eigene Gesundheit und der berufliche Erfolg auf dem Spiel – sondern auch eine ganze Menge Geld. Fällt es weg, bricht oft eine Welt zusammen. Das muss nicht sein, wenn man rechtzeitig vorsorgt.
BU: Wer früh einsteigt, kann viel Geld sparen
Die Berechnung der Prämien für die BU-Versicherung hängt gleich von mehreren Faktoren ab – etwa Alter, Gesundheitszustand, Beruf oder Hobbys. Dabei gilt die Faustregel: Je jünger der Versicherte ist, desto größer ist sein Vorteil beim monatlich anfallenden Versicherungsbeitrag.
UNSER TIPP: Nicht nur die Prämien fallen beim frühzeitigen Abschluss einer BU-Versicherung besonders günstig aus. Finanzberater Tim Schneider: „Mit zunehmendem Alter kommt das Risiko von Vorerkrankungen ins Spiel – und damit mögliche Ausschlussgründe bei einem späteren Versicherungsantrag“. Wer früh abschließt, profitiert also doppelt.
Die Ursachen für eine Berufsunfähigkeit sind vielfältig – fünf Beispiele aus dem Versicherungsalltag
Nervenkrankheiten / psychische Erkrankungen
Jule (24), kaufmännische Angestellte
Jule arbeitet seit vier Jahren als Industriekauffrau und hat kürzlich die Diagnose Depressionen erhalten. Sie ist Stresssituationen nicht mehr gewachsen, hat Gedächtnislücken und kann aufgrund ihrer verminderten Belastbarkeit ihren Beruf nicht mehr ausüben. Solche und ähnliche Krankheitssymptome – also psychische Erkrankungen – sind heute die häufigsten Gründe für Berufsunfähigkeit.
Erkrankungen des Skelett- und Bewegungsapparats
Sophie (38), Grafikdesignerin
Ihren Traumberuf kann Sophie nicht mehr ausüben, denn permanente Rückenprobleme aufgrund eines Bandscheibenvorfalls machen dies unmöglich. Nach dem Vorfall wurde ihre Lendenwirbelsäule versteift. Seitdem hat Sophie chronische Schmerzen, die bis in die Beine strahlen. Einfache Tätigkeiten im Büro werden dann für sie sehr belastend und zur Qual.
Sonstige Erkrankungen
Tim (44), Tischlermeister
Tim arbeitet seit seiner Ausbildung zum Tischler in einer Schreinerei. In den letzten drei Jahren hat er eine Allergie gegen Holzstaub entwickelt und ist seitdem zu 100 Prozent berufsunfähig, da er als Tischler laufend in Kontakt mit Sägespänen und somit Holzstaub kommt. Dies führt zu permanenten Nießattacken, Augenjucken und Asthmaanfällen. Solche und ähnliche Erkrankungen, etwa Rheuma oder chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (Morbus Crohn), sind zu 16 Prozent die Ursache für Berufsunfähigkeit.
Unfälle
Felix (31), Landschaftsgärtner
Im Freien arbeiten, die Umwelt gestalten, bauen, pflegen sanieren – das waren bis vor zwei Jahren die Aufgaben von Felix. Bis ihm ein nicht ausreichend gesicherter Schacht zum Verhängnis wurde. Der komplizierte Sturz verursachte Frakturen des Brustbeins und der Rippen. Eine weitere Folge: Felix kann sich nicht mehr gut konzentrieren und sieht aufgrund einer Augenbewegungsstörung Bilder doppelt. Solche und ähnliche Unfälle sind zu 8 Prozent Berufsunfähigkeitsursachen.
Erkrankungen des Herzens und der Gefäße
Lisa (26), Fachkraft für Lagerlogistik
Mit 24 erlitt Lisa einen Herzinfarkt und leidet seitdem unter einer Halbseitenlähmung. Sie kann ihren Arm nicht mehr voll bewegen und hat Gleichgewichtsstörungen. Als weitere Folgen des Infarkts kommen epileptische Anfälle hinzu sowie starke Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen. Bluthochdruck und damit verbundene Krankheiten zählen auch bei jungen Menschen zu Risikofaktoren, die Ursache sein können für Krankheiten wie Schlaganfall, Thrombose oder Herzinfarkte.
Welche Alternativen zur BU-Versicherung gibt es?
Wer nach anderen Lösungen zum Schutz vor Berufsunfähigkeit sucht, findet nicht sehr viele Möglichkeiten. Außer der BU-Versicherung werden am häufigsten die private Unfallversicherung oder die gesetzliche Erwerbsminderungsrente genannt. Seit einigen Jahren gibt es außerdem eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung, die man privat abschließen kann.
Alternativen zur BU-Versicherung: Vor- und Nachteile der Modelle
VORTEILE:
» Wichtiger Schutz bei Unfällen
» Versicherungssumme wählbar
NACHTEILE:
» Leistungen nur bei Unfall, nicht auch bei Krankheit
» Einmalige Versicherungssumme deckt Einkommensverluste nur kurze Zeit
VORTEILE:
» Für jeden Arbeitnehmer obligatorisch, der in den letzten fünf Jahren mindestens drei Jahre lang Rentenversicherungsbeiträge gezahlt hat
NACHTEILE:
» Verweis auch auf andere (berufsfremde) Tätigkeiten möglich
» Nur bei Arbeitsunfähigkeit von weniger als drei Stunden/Tag
» Geringe Leistungshöhe (meist kaum über Hartz-IV-Niveau)
VORTEILE:
» Kann jederzeit privat abgeschlossen werden
» Geringe Prämien
» Ergänzung staatlicher Leistungen
» Sinnvoll u. a. für Geringverdiener, Personen mit wechselnden Berufstätigkeiten, Selbstständige oder Freiberufler
NACHTEILE:
» Verweis auch auf andere (berufsfremde) Tätigkeiten möglich
» Nur bei Arbeitsunfähigkeit von weniger als drei Stunden/Tag
» Deckt nur selten den früheren Lebensstandard
Unterm Strich gibt es auch bei den genannten Lösungen kaum eine gleichwertige Alternative zur BU-Versicherung. Wer seinen Lebensstandard erhalten will, wenn kein Einkommen mehr fließt, kommt an einer privaten Versicherung gegen Berufsunfähigkeit nicht vorbei. Diese Einschätzung wird sogar von Deutschlands höchsten Richtern geteilt. So hat das Bundesverfassungsgericht in einem seiner Urteile auf die Bedeutung der BU hingewiesen: „Angesichts des aktuellen Niveaus gesetzlich vorgesehener Leistungen im Fall der Berufsunfähigkeit sind die meisten Berufstätigen darauf angewiesen, privat vorzusorgen, um ihren Lebensstandard zu sichern. Die Alternative, Sozialhilfe zu beziehen oder den Stamm des eigenen Vermögens zu verbrauchen, ist diesem Personenkreis nicht zumutbar (BverfG 23.10.2006; 1 BvR 2027/02). So weit die Karlsruher Richter.
GUT ZU WISSEN: Wer transparent offenlegt, welche Risiken er in seinem Alltag eingeht, kann mit einer fairen Prüfung durch die Versicherung rechnen.
Die Studie „Junge Deutsche 2019“ von Simon Schnetzer fragt auch nach den Wünschen der Generation Y und Z in Sachen Vorsorge: Für die Zukunft wünscht sich die junge Generation Familie, Kinder, ein Haus und Gesundheit. Doch jeder Dritte der Generation Z und jeder Zweite der Generation Y ist unzufrieden mit der finanziellen Absicherung für die Zukunft. Umso wichtiger ist es, durch eine Berufsunfähigkeitsversicherung dieses Risiko zu minimieren.
1. Was ist eine Berufsunfähigkeitsversicherung und warum sollte ich sie so früh wie möglich abschließen?
Die Berufsunfähigkeitsversicherung schützt Sie, wenn Sie aus gesundheitlichen Gründen Ihren bisherigen Beruf nicht mehr ausüben können. Sie erhalten dann für die Dauer der Berufsunfähigkeit die vereinbarte Rente. In dieser Zeit müssen Sie auch keine Beiträge zahlen. Für Auszubildende, Studenten und Berufseinsteiger ist dieser Schutz besonders wichtig, denn innerhalb der ersten 5 Berufsjahre bestehen keine Ansprüche aus der gesetzlichen Rentenversicherung. Wenn Sie bereits in jungen Jahren eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen, profitieren Sie häufig von einem sehr günstigen Beitrag. Denn normalerweise gilt: Je jünger, desto günstiger der Beitrag. Der Grund ist Ihr Gesundheitszustand. Junge Menschen haben in der Regel weniger Vorerkrankungen und damit ein geringeres Risiko, berufsunfähig zu werden.
2. Eine Unfallversicherung reicht doch zur Absicherung aus?
Ganz so einfach ist es leider nicht. Eine Unfallversicherung sichert – wie der Name schon sagt – nur Unfälle ab. Die Gründe für eine Berufsunfähigkeit sind aber nur in etwa 10 % der Fälle auf einen Unfall zurückzuführen. Über 90 % aller Berufsunfähigkeiten entstehen aufgrund von unterschiedlichen Erkrankungen (Quelle: Morgen & Morgen, 2020).
3. Ich wechsle meinen Job. Muss ich das dem Versicherer melden?
Nein, Sie müssen nichts unternehmen, denn eine Meldepflicht gibt es nicht. Ein Berufswechsel ist also kein Problem, denn bei einer Berufsunfähigkeit ist immer der zuletzt ausgeübte Beruf abgesichert.
4. Ich habe einen „ungefährlichen“ Bürojob. Wofür brauche ich eine BU?
Die häufigsten Gründe für eine Berufsunfähigkeit sind Erkrankungen der Psyche (wie Burnout oder Depressionen), Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates (wie Rückenschmerzen) und Krebserkrankungen (Quelle: Morgen & Morgen, 2020). Diese können auch bei einem „normalen“ Bürojob auftreten und dazu führen, dass Sie Ihren bisherigen Beruf nicht mehr ausüben können. Daher lohnt sich die rechtzeitige Absicherung.
5. Was sind die Nachversicherungsgarantien und warum sind sie so wichtig?
Ihr Leben ändert sich – und die Berufsunfähigkeitsversicherung sollte das berücksichtigen. Mit den Nachversicherungsgarantien passen Sie Ihren Versicherungsschutz bei beruflichen oder privaten Veränderungen oder auch „einfach so“ nachträglich an. So können Sie in vielen Fällen ohne erneute Gesundheitsprüfung Ihre Berufsunfähigkeitsrente erhöhen. Zum Beispiel, wenn sich Ihr Gehalt im Laufe der Zeit erhöht, Sie heiraten oder eine Familie gründen.
Stand: 15.11.2021. Alle Angaben ohne Gewähr.